Leibniz-Zentrum Allgemeine Sprachwissenschaft Leibniz-Gemeinschaft

Experimentelle Spieltheorie und skalare Implikaturen: Untersuchung von Variationen im Kontext und Skalentyp (SIGames 2)

Dieses Projekt ist eine Weiterführung des Projektes SIGames 1 - Experimentelle Spieltheorie und skalare Implikaturen.

In der Pragmatik geht es um die Verwendung von Sprache, insbesondere um das Entstehen von Bedeutung in der Interaktion zwischen Sprecher und Hörerschaft. Es entspricht dem Geist dieser Disziplin, pragmatische Phänomene in interaktiven und aufgabenbasierten Kontexten zu untersuchen. Wir haben dazu bereits erfolgreich ein experimentelles Paradigma entwickelt, in dem pragmatische Interpretationen von gewählten Handlungen auf der Grundlage eines spieltheoretischen Modells der experimentellen Situation abgeleitet werden.

In diesem Projekt werden wir unsere Methodik weiterentwickeln und die empirische Abdeckung erweitern. Unser Kernthema ist eines der komplexesten und umstrittensten Phänomene, das in der heutigen Pragmatik untersucht wird: skalare Implikaturen in logisch komplexen Sätzen. In der ersten Projektphase haben wir gezeigt, dass es natürliche Kontexte gibt, in denen umstrittene Implikaturen zuverlässig auftreten. Wir haben uns auf Kontexte mit kompetenten Sprechern und die Alle-Einige-Skala konzentriert. In dieser neuen Projektphase beabsichtigen wir, (A) unsere Forschung auf zusätzliche Skalen zu erweitern (adjektivische Skalen), (B) Verletzungen der Kompetenzannahme zu untersuchen (partielles Wissen, Unsicherheit), und (C) die Relevanz des Prinzips der Kooperativität in Kontexten mit gegensätzlichen Interessen von Sprecher und Hörer zu betrachten.

Die Diskussion über komplexe Sätze begann mit der Frage, ob Implikaturen in die kompositionale Semantik integriert werden können. Für dieses heiß diskutierte Problem wurden diverse theoretische Modelle mit einander widersprechenden Vorhersagen entwickelt, darunter prominent vertreten sind Merkmalstrukturmodelle und spieltheoretische Ansätze. Kürzlich wurden Bayessche Modelle vorgestellt, die Produktions- und Interpretationsstrategien direkt aus experimentellen Daten lernen. Ein Vorteil von spieltheoretischen und Bayesschen Modellen ist, dass ihre Theorien auf interaktive experimentelle Kontexte angewendet werden können und dabei sowohl für die Produktion als auch für die Interpretation von Äußerungen Vorhersagen machen. Wir werden diese Theorien weiter ausbauen und detaillierte spieltheoretische und probabilistische Modelle für alle geplanten Experimente ausarbeiten.

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