Leibniz-Zentrum Allgemeine Sprachwissenschaft Leibniz-Gemeinschaft

Sprechakte in Grammatik und Diskurs (SPAGAD)

Das SPAGAD-Projekt untersucht Sprechakte, die elementaren Spracheinheiten mit kommunikativer Funktion. Ermöglicht wird dies durch Durchbrüche in unserem Verständnis von Sprechhandlungen als Mittel, um die Welt durch Festlegung der Kommunikationspartner auf neue Verpflichtungen zu verändern und die zukünftige Entwicklung eines Gesprächs einzugrenzen. 

Das Projekt wird ein formales Modell für Sprechakte entwickeln und die Rolle von Sprechakten in drei Bereichen untersuchen: (1) In der Grammatik in typologisch unterschiedlichen Sprachen — wie werden Sprechakte durch morphologische, syntaktische und prosodische Mittel ausgedrückt, wie werden sie durch Ausdrücke wie Adverbien oder satzeinbettende Verben modifiziert, wie können sie in ein formales Modell der Syntax-Semantik-Schnittstelle eingebettet werden? (2) Im Diskurs — wie werden Sprechakte genutzt, um die Entwicklung des Common Grounds zu steuern, wie können sie bei der Aushandlung von Konflikten in der Entwicklung einer Konversation eingesetzt werden, auf welche Weise helfen Fragen, kontrastive Topiks und Rahmensetzer und Diskurspartikel zum Management der Diskursentwicklung, wie kann die Wahl eines Sprechakts aus einer Menge von Alternativen Auswirkung auf die Höflichkeit oder die Tendenz von Sprechakten erzeugen? (3) In der Kommunikation — welche gesellschaftlichen oder moralische Normen gibt es für verschiedene Sprechakte, wie das Verbot der Falschaussage bei der Behauptung oder der Ernsthaftigkeit beim Befehl, wie hängen diese Normen vom Verwendungskontext ab und wie kann man sie modifizieren, wie unterscheiden sich soziale Gruppen in einer Sprachgemeinschaft in diesen gesellschaftlichen Normen und wie unterscheiden sich Sprachgemeinschaften voneinander, und wie werden die Normen des sprachlichen Handelns erworben?

Das SPAGAD-Projekt wird einen wesentlichen Einfluss auf unsere Konzeption der Semantik und Pragmatik haben. Es wird diese Felder rekonzeptionalisieren, indem es ein Modell entwirft, das primär auf dem Begriff des Commitments (des sich Verbürgens) beruht und nicht auf dem Begriff der Wahrheitsbedingungen. Durch die zentrale Funktion von Sprechakten eröffnet es auch neue Perspektiven für die Syntax, für Diskursstudien, für die Soziolinguistik und für die Sprachphilosophie.

Publikationen des Projekts

Veranstaltungen des Projekts